LSV lässt Zeugnisse in die Luft gehen

Am Freitag dieser Woche ist es wieder so weit! SchülerInnen aus Rheinland-Pfalz kommen zusammen, um ab 11.30 Uhr, unmittelbar nach Schulschluss und Zeugnisausgabe, auf dem Berliner Platz in Ludwigshafen ihrem Ärger über die Notengebung in der Schule Luft zu machen und ihre Zeugnisse in selbige zu entlassen. Die Veranstaltung verläuft unter dem Motto: „Wie weit kommst du mit deinem Zeugnis?“

Das halbjährliche Trauerspiel hält wieder Einzug in Rheinland-Pfalz: Es gibt Zeugnisse an den Schulen. Wieder einmal wird über die zukünftige Laufbahn der Schülerinnen und Schüler entschieden, wieder einmal werden Hunderte von SchülerInnen nicht versetzt, weil sie das „Klassenziel“ nicht erreicht haben. Wieder einmal wird in „gut“ und „schlecht“ sortiert, wird entschieden, wer seine/ihre Arbeitskraft später zu welchem Preis verkaufen darf.

Oft wird über „Schulschwänzer“ geklagt und den SchülerInnen Faulheit und mangelnde Motivationsfähigkeit attestiert. Tiefer liegende Gründe für das häufige Fernbleiben der SchülerInnen vom regulären Unterricht und die mangelnde Motivation werden jedoch kaum benannt. Der pausenlose Druck, dem die
SchülerInnen ausgesetzt sind, führt dazu, die Schule als einen Ort wahrzunehmen, der lieber gemieden wird. Doch dies bleibt in der Diskussion meist außen vor.

„Was sagen Noten aus? Warum beschränkt man sich auf Zahlen, wieso schreibt man keine ausformulierten Beurteilungen? Schaden Zeugnisse nicht mehr, als sie nützen?!“, fragt sich Benjamin Judith aus dem Landesvorstand der LSV.
“Wir fordern eine Schule für alle, in der die SchülerInnen ohne Zwang und Druck lernen und sich kritisch mit Inhalten auseinandersetzen können“, ergänzt Maximilian Pichl, ebenfalls Landesvorstandsmitglied.

In ihrem Grundsatzprogramm lehnt die LSV Rheinland-Pfalz Noten als Bewertungsmittel prinzipiell ab. Kritisiert wird dort, dass Noten gemeinhin als objektives Mittel zur Messung von Leistung gelten - mit ihnen soll es möglich sein, Individuelles vergleichbar zu machen. Alle Untersuchungen über die Objektivität von Noten sprechen jedoch eine deutlich andere Sprache. Noten, das ist offensichtlich, sind vor allem willkürlich und sagen nur vordergründig etwas über die tatsächlich erbrachte Leistung aus. Die Trennlinie zwischen objektiver Bewertung und persönlicher Meinung ist oft sehr schwer zu ziehen, daher fließen leider oft Sympathien und Antipathien mit in die Bewertung ein.

Da nicht der Inhalt des geprüften Wissens von Bedeutung ist, sondern nur die Note, die am Ende einer Überprüfung steht, bestimmt das auch die Art und Weise des Lernens. Es wird vor allem für das Kurzzeitgedächtnis gelernt. Sinnvolles Lernen, dass ein Problem in seiner Gesamtheit erfasst und Lösungsansätze erkennbar macht, wird nicht gefördert. Es werden weder die individuelle Lernleistung, also der Fortschritt, den ein Schüler / eine Schülerin innerhalb eines Schuljahres macht, noch die ungleichen Voraussetzungen, denen Schülerinnen und Schüler ausgesetzt sind, berücksichtigt. Diese Problematik spiegelt sich auch sehr gut aus den Ergebnissen der PISA-Studie wieder.

Aus diesen Gründen ruft die LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz alle Schülerinnen und Schüler auf, sich am Freitag nach Schulschluss um 11.30 Uhr auf dem Berliner Platz in Ludwigshafen zu versammeln, ihre frisch erhaltenen Zeugnisse (bzw. Kopien) mitzubringen, um diese an Heliumluftballons in die Lüfte aufsteigen zu lassen. Hierbei kann es auch ein „schlechtes“ Zeugnis weit bringen, da der beste Zeugnisweitflug mit einem Büchergutschein prämiert wird.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Presse aus Rheinland-Pfalz sind zu der Aktion herzlich eingeladen, da die Veranstaltung eine landesweite Aktion darstellt, die dieses Jahr exemplarisch in Ludwigshafen stattfindet.

Bei Rückfragen steht Ihnen Benjamin Judith (0651/300020 | 0160/805 19 34 | benjamin.judith@lsvrlp.de) gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Benjamin Judith
(Pressereferent LSV Rheinland-Pfalz)