Neuer Landesvorstand 2008-09 gewählt

An die Vertreterinnen und Vertreter der Medien

Mainz, 21. Oktober 2008

PRESSEMITTEILUNG der LSV:

LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz: Neuer Landesvorstand gewählt

LandesschülerInnenkonferenz fordert den Wandel von Schulen zu "Häusern des Lernens"


Auf der 45. LandesschülerInnenkonferenz, die vom 26. bis 28. September in Ingelheim stattfand, wurde ein neuer Landesvorstand gewählt und der Leitantrag „Von der Unterrichtsvollzugsanstalt zum Haus des Lernens“ beschlossen.

Ämter im Vorstand, Nachwuchsvorstand und auf Bundesebene wurden mit SchülerInnen aus ganz Rheinland-Pfalz neu besetzt. Des Weiteren wurde eine neue Redaktion für die landesweite SchülerInnenzeitschrift „Lichtblick“ gewählt. Auskunft über die neuen AmtsträgerInnen gibt der Vorstellungsflyer auf der Homepage der LandesschülerInnenvertretung unter https://www.lsvrlp.de/publikationen/flyer/

Schulen als Häuser des Lernens

Im Zentrum der Konferenz stand der Vortrag eines der renommiertesten deutschen Bildungsexperten, Otto Herz, der den interessierten SchülerInnen Fragen beantwortete: „Ich kann doch niemandem etwas beibringen, der nicht lernen will!“
Damit bezog er sich auf den Leitantrag der 45. LandesschülerInnenkonferenz: „Von der Unterrichtsvollzugsanstalt zum Haus des Lernens“. Der Antrag fordert ein neues Verständnis von Schule: „Schule sollte als Lebensraum verstanden werden, der von den SchülerInnen aktiv mitgestaltet wird - nicht als eine Wissensfabrik, in der der ‚Ernst des Lebens’ beginnt“, so Cathrin Gernegrohs, Mitglied des neuen Landesvorstandes, zum Antrag.

Eine Schule für alle

Darüber hinaus beschäftigt die LandesschülerInnenvertretung ihre eigene Struktur: Derzeit vertritt sie nur Schülerinnen und Schüler von Gymnasien und Gesamtschulen. Das Ziel ist die Vertretung aller SchülerInnen im Land Rheinland-Pfalz. Hierzu werden Kreis- und StadtschülerInnenvertretungen gegründet. Parallel zur internen Neustrukturierung muss das Schulgesetz entsprechend angepasst werden. Die erste Lesung im Landtag ist diesbezüglich erfolgreich überwunden worden. Die LandesschülerInnenvertretung will mit dieser Öffnung für alle Schülerinnen und Schüler auch ein bildungspolitisches Zeichen setzen. Sie fordert seit Jahren eine Schule für Alle - also ein eingliedriges Schulsystem. Einen Schritt in diese Richtung hat die LandesschülerInnenvertretung schon getan:
Im neuen Nachwuchsvorstand arbeiten bereits SchülerInnen aller Schularten mit.


Bitte beachten Sie:

Mit der Wahl des neuen Landesvorstandes geht die Verantwortlichkeit für das Pressereferat über in die Hände des neuen Referenten Matthias Köberlein.
Sie erreichen ihn außerhalb der täglichen Schulzeit: Telefon: 06532/3080, E-Mail: presse[at]lsvrlp.de oder über die Landesgeschäftsstelle: Telefon: 06131/238621, E-Mail: info[at]lsvrlp.de

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Anlage:

Beschlossen von der 45. LandesschülerInnenkonferenz vom 26.-28.09.2008 in Ingelheim:

Von der Unterrichtsvollzugsanstalt zum Haus des Lernens
- Leitantrag an die 45. Landeskonferenz der Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz -


AntragstellerInnen: Landesvorstand

„Gehst du gerne zur Schule?“ Auf diese Frage antworteten 50% der befragten 6-Jährigen einer Studie mit „sehr gerne“, aber nur 16% der 13-Jährigen. Was muss innerhalb dieser sieben Jahre in der Schule passiert sein, dass sich die Einstellung der SchülerInnen gegenüber der Schule so tiefgehend geändert hat? Rund 400.000 Schülerinnen und Schüler schwänzen in Deutschland den Unterricht. Manche Bundesländer schicken inzwischen sogar Polizei-Streifen los, um die SchulschwänzerInnen in Innenstädten zu suchen und in die Schule zu zwingen. Dies scheint eine Möglichkeit zu sein, um dem Problem der „Schulverdrossenheit“ beizukommen. Doch bekämpft man damit nicht eher die Symptome, als den Ursachen entgegenzuwirken? Wäre es also nicht viel sinnvoller, die Schule selbst zu verändern? Eine Schule zu schaffen, die von ihren Schülerinnen und Schülern gern besucht wird, ist kein Ding der Unmöglichkeit. Dieser Antrag soll die wichtigsten Voraussetzungen zusammenfassen, die aus unserer Sicht nötig sind, um Schule zu einem Ort zu machen, an dem Lernen und Freude nicht im Widerspruch zueinander stehen.

Antragstext:

Damit Schule ein Ort ist, an dem Lernen Freude macht, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:

Das soziale Miteinander in der Schule

Damit sich alle am Schulleben Beteiligten wohl fühlen, muss ein Klima des respektvollen und solidarischen Miteinanders herrschen. Niemand darf beschämt oder bloßgestellt werden. Hierzu ist eine offene, positive Feedback-Kultur vonnöten. Nur so kann Kritik konstruktiv sein und zu Verbesserungen führen, sowohl im zwischenmenschlichen Bereich, als auch im Bereich des Lernens. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sich alle an der Schule beteiligten Personen, unabhängig von Alter, Geschlecht, ihrer Rolle in der Schule, ihrem Bildungsstand usw., gleichberechtigt begegnen können. Die Meinung eines Lehrers/einer Lehrerin darf nicht mehr wert sein als die einer Schülerin/eines Schülers oder die eines/einer Schulangestellten. Die Ziffernnoten als Bewertungssystem sind kein Mittel einer solchen Feedback-Kultur. Sie schaffen vielmehr ein Schulklima, das von Konkurrenzdenken zwischen den Schülerinnen und Schülern und Leistungsdruck geprägt ist. Der Lehrer/die Lehrerin muss der Rolle des/der Beurteilenden gerecht werden und wird von Seiten der SchülerInnen nicht mehr als LernbegleiterIn und HelfendeR wahrgenommen.

Die Rolle des Lehrers/der Lehrerin

Es ist für einen einzelnen Menschen unmöglich, alles zu wissen. Dies gilt auch für Lehrerinnen und Lehrer. Deswegen muss das weit verbreitete Rollenbild der Lehrperson in Frage gestellt werden. Er/sie sollte den Schülerinnen und Schülern vielmehr die Methodenkompetenz vermitteln, die notwendig ist, damit die Lernenden sich das fachspezifische Wissen selbstständig aneignen können. Während des Lernprozesses ist es Aufgabe des Lehrers/der Lehrerin, die Entwicklung der einzelnen SchülerInnen unterstützend zu begleiten. Hierzu ist regelmäßiges, konstruktives Feedback unumgänglich. Damit Schülerinnen und Schüler fachspezifisches Wissen vertiefen können, sollte die Möglichkeit bestehen, dass ExpertInnen in die Schule geholt werden. Generell muss Schule für andere Bildungseinrichtungen geöffnet werden.

Regeln in der Schule

Aufgestellte Regeln, die einer Schule ermöglichen sollen, dass das Miteinander der vielen Beteiligten gut funktioniert, sollten prinzipiell von allen Interessengruppen gemeinsam, idealerweise im Konsens, festgelegt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass generell möglichst wenige feste Regeln bestehen, sondern üblicherweise situationsbedingt über Verhaltensgrundsätze gemeinsam entschieden wird. Nur so ist es möglich, dass SchülerInnen lernen, Regeln zu hinterfragen und nicht einfach unreflektiert zu befolgen. Grundsätzlich sollten jedoch nur so viele Regeln aufgestellt werden, wie unbedingt nötig. SchülerInnen sollen lernen, sich auch ohne Regeln so zu verhalten, dass sie die Freiheit anderer Menschen nicht mehr als unbedingt nötig einschränken.

Die Abwesenheit von Zwängen aller Art

Damit Lernen erfolgreich ist, sollte es nicht aus Zwang, sondern aus Neugier erfolgen. Deswegen ist es wichtig, möglichst alle Zwänge in der Schule abzubauen. Zwänge erhöhen den Druck auf die SchülerInnen, sodass die Lernatmosphäre zu leiden hat. Um Zwänge abzubauen, eignet sich ein offenes Raumkonzept, in dem sich die SchülerInnen selbst ihre Lernorte gestalten können, beispielsweise mit Stellwänden und Vorhängen. Dabei ist darauf zu achten, dass prinzipiell allen jeder Raum zu jeder Zeit zugänglich ist. Wenn einE SchülerIn es beispielsweise für richtig hält, den Ort, an dem er/sie gerade lernt zu verlassen, muss das möglich sein und akzeptiert werden. Darüber hinaus ist es wichtig, den Stundenplan erheblich zu verändern. Es muss den SchülerInnen ermöglicht werden, nach ihrem eigenen Rhythmus zu lernen und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Leistung zu erbringen. Ein persönlicher Stundenplan sollte also in Abstimmung mit dem/der SchülerIn erstellt werden und sich nach dessen Biorhythmus und Vorlieben/Interessen richten. Außerdem ist es an der Zeit, den 45-Minuten-Takt zu überdenken und ein neues, offeneres Zeitkonzept zu entwickeln. Nur so kann sich jedeR SchülerIn genau so viel Zeit nehmen, wie er/sie benötigt, um etwas Bestimmtes zu lernen. Nur so wird auf die Heterogenität der SchülerInnenschaft eingegangen.