SV-Tipp 17

Q wie "Queer"

Die Schule als Raum, wo sich SchülerInnen mit unterschiedlichsten Lebensrealitäten und Hintergründen täglich zusammenfinden, gibt ein ziemlich pluralistisches Spiegelbild der Gesellschaft ab, in der die Menschen sozialisiert sind, werden und wurden. Wegen mangelnder Akzeptanz, gesellschaftlicher (Be)Wertung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit kommt es allerdings dazu, dass sich nicht alle in einer Gesellschaft frei entfalten und ein selbstbestimmtes Leben führen können. So zum Beispiel queere Jugendliche in der Schule.

Queer, das ist, kurzgefasst, ein Sammelbegriff für sexuelle Orientierungen und Identitäten jenseits der heterosexuellen „Norm“. Darunter fallen also z.B. Schwule, Lesben, Bisexuelle und Trans*menschen. Oft müssen diese aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität mit Unverständnis, Diskriminierung oder sogar Gewalt im Alltag rechnen. Das darf in einer demokratischen Gesellschaft nicht sein und deshalb wollen wir, die LSV Rheinland-Pfalz möglichst viele SchülerInnen mobilisieren, sich gegen Sexismus, Homo- und Trans*phobie zu engagieren.


Was hat die SV damit zu tun?

Ihr als Vertretung der SchülerInnenschaft eurer Schule habt den SchülerInnen gegenüber eine gewisse Verantwortung. Eine demokratische Schulgemeinschaft zeichnet aus, dass alle sich in der Schulgemeinschaft wohlfühlen und sich frei entfalten können.

Niemand sollte ausgeschlossen oder diskriminiert werden oder gar das eigene Ich verstecken oder leugnen müssen. Die Aufgabe einer jeden demokratischen Gemeinschaft ist es, diese Diskriminierungen abzubauen und ein tolerantes Miteinander zu fördern. Und weil die SV eben die Interessen aller SchülerInnen einer Schule vertritt, sollte sie sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen, damit niemand aufgrund eines willkürlichen Merkmals Nachteile erfährt.


Homophobie und Sexismus in der Schule - was tun?

Immer wieder kommt es vor, dass Homophobie (stark vereinfacht: die Feindlichkeit gegenüber Homosexualität) und Sexismus (die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts) nicht nur sowieso institutionalisierte Bestandteile unserer Gesellschaft sind, wie z.B. im Sexualkunde- und Sportunterricht zu erkennen ist, sondern dass diese durch verbale und auch physische Gewalt ganz offen zum Ausdruck kommt. Nicht selten fallen Begriffe für nicht-heterosexuelle Orientierungen als Beleidigungen, Menschen werden stigmatisiert oder aufgrund irrationaler Intoleranz sogar körperlich angegriffen. Konkret in diesen Situationen zu handeln oder euch eine Empfehlung für richtiges Handeln bei homo/trans*phoben Zuständen zu geben, fällt uns an dieser Stelle schwer, da das Thema in einer heteronormativen Gesellschaft ein schwieriges und sehr sensibles ist und vor Allem die Betroffenen selbst entscheiden sollten, wie sie mit der Situation umgehen möchten. Klar sollte jedoch sein, dass nicht weg geschaut werden darf. Wichtig ist in jedem Fall, der Sache Gehör zu schenken, sie ernst zu nehmen und euch um Betroffene zu kümmern. Außerdem muss euren MitschülerInnen das Gefühl gegeben werden, dass sie bei euch Unterstützung finden können.


Es ist nicht immer die beste Idee, direkt den oder die Klassen- bzw. KurslehrerIn anzusprechen. Oft gibt es keine Vertrauensbasis, die Voraussetzung für ein Gespräch über solche Übergriffe möglich macht. Hier könnt ihr als SV und somit als Teil der SchülerInnengemeinschaft besser handeln, da ihr mit den MitschülerInnen auf Augenhöhe seid. Nur, wenn der oder die betroffene MitschülerIn das auch möchte, solltet ihr den oder die VertrauenslehrerIn hinzuziehen.


Homo- und trans*phobes Verhalten ist niemals zu tolerieren. Ihr selbst als SchülerInnen eurer Schule könnt, wenn ihr dieses mitkriegt, darauf aufmerksam machen und eure MitschülerInnen aufklären, dass ihr dieses nicht duldet.


darüber hinaus...

...könnt ihr euch an Aktionen beteiligen, wie zum Beispiel Aktionstage gegen Homophobie vor Ort, wie zum Beispiel den CSD (Christopher-Street-Day) oder eigene Aktionen inszenieren. Dazu eignet sich zum Beispiel ein Seminar an eurer Schule, das eure MitschülerInnen über queere Lebensweisen aufklärt, Diskriminierung abbaut und Toleranz fördern soll.


Die Initiative der Schwul-Lesbischen Aufklärung im Unterricht in Rheinland-Pfalz (kurz: SchLAu RLP), die auch Ortsgruppen in den größeren Städten in Rheinland-Pfalz hat, und mit der auch die LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz kooperiert, bieten solche Seminare an. Unter
www.schlau-rlp.de könnt ihr euch über das Projekt informieren und herausfinden, welche Ortsgruppe euch beim Umsetzen eines solchen Seminars an eurer Schule unterstützen kann.

Wir wünschen euch viel Erfolg und Ausdauer beim Umsetzen eurer Ideen, wenn es darum geht, Diskriminierung gegen queere Jugendliche zu stoppen und eine demokratische, tolerante Schulgemeinschaft zu erreichen.