Für Einheitsschule und gegen Religion

Allgemeine Zeitung: Schülervertretung stellt Wahlprüfsteine vor

Vom 13.03.2006
Von Kathrin Klöpfer

MAINZ. Sie wollen das dreigliedrige Schulsystem und den Religionsunterricht abschaffen und fordern mehr Partizipation. Gestern stellte die Landesschülervertretung (LSV) Rheinland-Pfalz ihre Wahlprüfsteine für die Abstimmung am 26. März vor.

Zentraler Punkt ist die flächendeckende Einführung von Gesamtschulen. "Das dreigliedrige Schulsystem ist grundsätzlich nicht mit einer demokratischen Gesellschaft vereinbar, da es zu einer Selektion basierend auf dem sozialen Hintergrund der Kinder führt und den Grundsatz der `Gleichheit aller Menschen` ad absurdum führt", argumentieren die Schüler und verweisen auf die Pisa-Gewinnerländer, in denen lange gemeinsamer Unterricht stattfindet. Außerdem fordert die LSV den weiteren Ausbau der Ganztagsschulen und neue pädagogische Konzepte. Der 45-Minuten-Takt solle aufgelöst, stattdessen der Unterricht offen gestaltet werden.

Grundsätzliche Kritik üben die Schüler auch am Religionsunterricht. Es widerspreche dem Gedanken der Trennung von Kirche und Staat, den Unterricht durch einseitig ausgebildete Theologen zu subventionieren. Zudem stelle Deutschland damit in der Welt eine Ausnahme dar. Statt Religionsunterricht fordern sie ein Fach, in dem religiöse, ethische und politische Grundlagen sowie die allgemeine Lebensgestaltung auf der Agenda stehen - für Schüler aller Konfessionen.

In weiteren Wahlprüfsteinen verlangen die Schüler mehr Partizipation. So soll eine paritätisch besetzte Schulkonferenz eingerichtet werden, die Schüler wollen die Schulleitung selbst wählen. Ab der fünften Klasse fordern sie einen Sozialkundeunterricht mit Schwerpunkt "Demokratieerziehung". Außerdem sprechen sie sich gegen Studiengebühren jeder Art aus. Sie widersprächen dem Recht auf freie Berufsausübung.

Die Stellungnahmen der Parteien zeigen, dass die Grünen den Schülerforderungen am nächsten kommen. Als einzige stimmen sie der Abschaffung des derzeitigen Religionsunterrichts und des dreigliedrigen Schulsystems zu. "Die Positionen decken sich fast", sagt der Sprecher der Landesschülervertretung, Max Pichl, betont aber zugleich: "Wir sind nicht parteigebunden."