ddp-Meldung zur aktuellen PISA-Studie

mit Kritik der LSV an mangelnder individueller Förderung

Politik
18.11.2008 | 18:05 Uhr

Rheinland-Pfalz bei PISA-Studie im Mittelfeld - Ahnen lobt deutliche Verbesserung - Lehrerverbände fordern mehr Chancengleichheit

--Von Kathrin Hedtke--

Berlin (ddp-rps) Bei der jüngsten PISA-Studie ist Rheinland-Pfalz im bundesweiten Vergleich im guten Mittelfeld gelandet.

Berlin (ddp-rps). Bei der jüngsten PISA-Studie ist Rheinland-Pfalz im bundesweiten Vergleich im guten Mittelfeld gelandet. Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) zeigte sich am Dienstag in Mainz von dem Ergebnis erfreut: Im Vergleich zu früheren Studien habe das Land in allen drei Kompetenzbereichen «deutliche Verbesserungen» erzielt. Landesschülervertretung, Lehrerverbände und Oppositionsparteien kritisierten jedoch die mangelnde Chancengleichheit an rheinland-pfälzischen Schulen. Erneut wurde eine Debatte über den Ausbau der integrierten Gesamtschulen laut.

In der Rangliste der 16 Bundesländer erreichten die rheinland-pfälzischen Schüler bei den Naturwissenschaften Platz sechs und beim Lesen und Textverständnis Platz fünf. In Mathematik belegte Rheinland-Pfalz gemeinsam mit drei anderen Ländern Platz fünf. In der aktuellen PISA-Studie 2006 wurde Sachsen Spitzenreiter und verdrängte Bayern auf den zweiten Platz. Das Schlusslicht bildete Bremen.

Ahnen betonte: «Wir können mit unseren Platzierungen zufrieden sein.» In den Naturwissenschaften liege das Land mit einem Wert von 516 Punkten signifikant über dem OECD-Durchschnitt. Hierbei sei erfreulich, dass vor allem die Mädchen zu den guten Ergebnissen beigetragen hätten. Auch in Mathematik seien die Schülerinnen nahezu gleichauf mit den Jungen. Bei der Lesekompetenz liege Rheinland-Pfalz mit 499 Punkten ebenfalls deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Allerdings wiesen die Jungen noch Schwächen auf. «Wir müssen die Jungen beim Lesen mehr fördern», sagte Ahnen.

Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete die Ministerin die Förderung von Schülern aus Einwandererfamilien. «Nach wie vor sind die Unterschiede zu groß», betonte sie. Allerdings gebe es die Hoffnung, dass bereits ergriffene Maßnahmen wie die Einführung einer flächendeckenden Sprachförderung in Kindertagesstätten mittelfristig Erfolge zeigten. Bei der sozialen Chancengleichheit gebe es ebenfalls noch erheblichen Handlungsbedarf, auch wenn bereits Verbesserungen erzielt worden seien.

Die Landesschülervertretung (LSV) kritisierte, dass die Landesregierung bislang keinen großen Wert auf individuelle Förderung gelegt habe. Eine solide Bildungspolitik könne nur durch den massiven Ausbau von integrierten Gesamtschulen erreicht werden. «Schüler müssen länger zusammen lernen, damit die soziale Schere nicht weiter auseinander klafft», betonte ein LSV-Sprecher.

Nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) muss der Hauptschulabschluss komplett abgeschafft werden. Die GEW hält eigenen Angaben zufolge das gemeinsame Lernen bis zum Ende der Pflichtschulzeit für die «einzig sinnvolle Antwort» auf viele Probleme des traditionellen Schulsystems.

Ähnlich äußerten sich die Grünen. Mit der Schulstrukturreform habe Rheinland-Pfalz eine große Chance zur Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit verpasst habe, kritisierte der Grünen-Landeschef Daniel Köbler. «Bildungsministerin Ahnen hat sich mit der Mogelpackung Realschule plus nicht getraut, die Hauptschule abzuschaffen.»

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) forderte die Landesregierung auf, die Strukturreform «konsequent und zielstrebig» umzusetzen. Dabei müsse «integrativen Lösungen» klar der Vorrang gegeben werden, sagte VBE-Landeschef Johannes Müller. Gute Bildung sei nicht nur Sache der Gymnasien.

FDP-Schulexpertin Nicole Morsblech warnte hingegen, dass die Landesregierung mit dem geplanten Ausbau der integrierten Gesamtschulen den «falschen Weg» einschlage. Der bildungspolitische Sprecher der CDU, Josef Keller, sagte, dass sich die rheinland-pfälzischen Gymnasien trotz schlechter Bedingungen bundesweit hätten behaupten können. «Dies widerlegt die starken Tendenzen in der SPD zur Abschaffung des Gymnasiums zugunsten einer Einheitsschule.»

(Quellen: Ahnen vor Journalisten; alle anderen in Mitteilung)

ddp/kah/muc