Kritik an der einseitigen Betrachtung der Unterrichtsversorgung in Rheinland-Pfalz

SchülerInnen sollten zu selbstständiger Beschäftigung und selbstständigem Lernen befähigt werden

An die Vertreterinnen
und Vertreter der Medien

P R E S S E M I T T E I L U N G
Mainz, 15. September 2011

Kritik an der einseitigen Betrachtung der Unterrichtsversorgung in Rheinland-Pfalz

Die LandesschülerInnenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV RLP) kritisiert die pauschalisierte und einseitige Betrachtung der derzeitigen Unterrichtsversorgung und der Lehrkräftesituation an den weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz. Die Problematik vieler rheinland-pfälzischer Schulen einer aktuell schlechten Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern im Verhältnis zu Schülerinnen und Schülern scheint durch die Landesregierung und auch die Opposition hauptsächlich in zwei Kategorien aufgeteilt zu werden: „Unterricht findet statt" und „Unterricht findet nicht statt". Dabei werden die häufig angeführten Quoten des so genannten „Unterrichtsausfalls" nicht differenziert genug gesehen.

Das Ausbleiben planmäßiger Unterrichtsstunden kann verschiedenste Ursachen haben – neben der derzeitigen Umstellung bei der Größe des Pools an Vertretungslehrerinnen und -lehrern ebenfalls der unplanmäßige Ausfall von Lehrkräften durch Krankheit oder Fortbildungen, das Fehlen von Fachkräften vor allem in naturwissenschaftlichen Fächern oder auch der ganz natürliche Vorgang des Ausscheidens von Lehrkräften durch die Elternzeit, um nur einige zu nennen.

„All diese Faktoren, die gerne unter dem Schlagwort „Unterrichtausfall" unter einer Prozentzahl subsumiert werden, in einen Topf zu werfen, ist zu kurz gegriffen und spiegelt nicht die Situation für rheinland-pfälzische Schülerinnen und Schüler wieder. Manche von ihnen beschäftigen sich nun häufiger in Freistunden, die durch kurzfristigen Unterrichtsausfall entstehen, selbstständig, andere haben ein ganzes Schuljahr lang eine gekürzte Anzahl an Stunden in einigen Leistungs- und Grundkursen oder werden von nicht pädagogisch ausgebildeten Eltern unterrichtet. Unterrichtsausfall kann also positive wie negative Auswirkungen haben." erklärt Sebastian Gräber, Pressereferent der LSV. „Doch auch die Taktik, vor allem die Eltern der betroffenen SchülerInnen von der Misslage in rheinland-pfälzischen Schulen zu überzeugen, indem auf wenige unrepräsentative Einzelbeispiele hingewiesen wird, wie es die CDU-Landtagsfraktion im Moment auf ihrer Internetpräsenz www.unterrichtsausfall-rlp.de tut, ist nicht gerade wissenschaftlich und eher von Populismus geprägt."

Dieser Aufschrei vor allem bei Elternvertretungen und der Oppositionspartei wurden maßgeblich durch die Entscheidung der Landesregierung aus SPD und Grünen im April ausgelöst, den Pool der so genannten „FeuerwehrlehrerInnen" auf ein Mindestmaß von 200 Stellen zu beschränken. Doch auch in dieser Debatte werden immer wieder Studien angeführt, die offenbar zu einem undifferenzierten Trugschluss führten: Während von allen Seiten von der „demografischen Rendite" gesprochen wird, ist dieser Wandel im Aufbau der Gesellschaft in den weiterführenden Schulen noch nicht angekommen. Diese „Rendite" sollte bei einem sicheren Geburtenrückgang und einem damit verbundenen Bedarfsabfall von rund 3000 LehrerInnenstellen – gleichzeitig mit einer Kürzung um rund 1000 LehrerInnenstellen - zu einer Mehrversorgung von LehrerInnen pro Klasse führen.

„Anstatt eine tatsächliche Sparmaßnahme im Bildungsbereich unter dem Deckmantel einer Mehrversorgung zu verkaufen, sollten die Regierungsparteien Pläne vorlegen wie eine tatsächliche kleinere Klassengröße erreicht werden kann – so wie sie es in ihren Wahlprogrammen versprachen", führt Lina Brüssel, Außenreferentin der LSV, an. „Wir als LandesschülerInnenvertretung setzen uns für ein individuelleres Eingehen auf SchülerInnen ein, unter Beachtung der Heterogenität der Lerngruppe - das kann nur durch mehr LehrerInnen pro Klasse geschehen. Dieses Ziel sollte auch im Vordergrund stehen, anstatt der Beseitigung von unvorhersehbarem, kurzfristigen Unterrichtsausfall oder der Zuschiebung für diesen verantwortlich zu sein."

„SchülerInnen sollten in der Schule dazu befähigt werden, sich auch selbstständig zu beschäftigen und selbstständig zu lernen, ob in einer Unterrichtssituation, bei dem Ausfall von Unterrichtsstunden oder in ihrem sonstigen Alltag außerhalb der Schule. Dazu müssen aber auch nötige Mittel zur Verfügung gestellt werden", stellt Sebastian Gräber abschließend fest.

Für weitere Informationen steht Ihnen der Pressereferent der LSV, Sebastian Gräber, zur
Verfügung. Handynummer: 01 51 / 58 57 65 85 (außerhalb der täglichen Schulzeiten)