Mainz: Lehrerverband will Messlatte für Abiturnoten anheben

Artikel in der „Rheinpfalz“ vom 11.01.2019

Freitag, 11. Januar 2019 - 17:44 Uhr

Pfalz-Ticker

Kurz nach Beginn der schriftlichen Abiturprüfungen in Rheinland-Pfalz ist eine Debatte entbrannt, welche Leistungen wie benotet werden sollten. Die Schülervertretung protestiert gegen einen Vorstoß des Philologenverbands.


Schülervertretung kritisiert Leistungsdruck


Für die Abiturnote 1 plus sollten Schüler nach Auffassung des Philologenverbands noch etwas mehr an Leistung draufpacken als bisher. Auch bei den anderen Noten sei es an der Zeit, „die Maßstäbe wieder ins Lot zu rücken“, forderte am Freitag die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende Cornelia Schwartz. Die Schülervertretung kritisiert dies als weitere Verschärfung des Leistungsdrucks und bekommt dafür Unterstützung von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD): „Der Philologenverband tut den Schülerinnen und Schülern unrecht, die viel Arbeit und Mühe investieren.“


Diskussion um angemessene Benotung


Die aktuelle Vereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) sieht für Noten in der Oberstufe der Gymnasien vor, dass ab einer Leistung von 95 Prozent der zu erreichenden Gesamtleistung 15 Punkte vergeben werden, was der Note 1 plus entspricht. „15 Punkte sind etwas ganz Besonderes und sollten nur vergeben werden, wenn 100 Prozent erreicht sind“, sagte Schwartz.Auslöser der Debatte war ein Vorstoß der Bundesvorsitzenden des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, am vergangenen Dienstag, die von der Kultusministerkonferenz (KMK) „eine angemessenere Bewertung“ der Leistungen in der gymnasialen Oberstufe forderte. Der ursprüngliche Sinn der Notendefinition sei gewesen, dass bei der Hälfte der erwarteten Leistung noch eine glatte Note 4, also ein „Ausreichend“ zu geben sei, erklärte die Landesvorsitzende Schwartz. In der Empfehlung der KMK könne diese Note aber noch bei 45 Prozent vergeben werden.


Anhebung wäre Entscheidung gegen Gesundheit


Für die Landesschülervertretung (LSV) komme eine Erhöhung der Anforderungen im Abitur nicht in Frage, erklärte der LSV am Freitag in einer Pressemitteilung. Eine Anhebung der Anforderungen entspreche einer Entscheidung gegen die Gesundheit der Schüler. Wenn man sich denn aktuellen Leistungsdruck ansehe, unter dem Schüler beim Lernen für die Prüfungen heute schon stünden, „möchte man sich gar nicht ausmalen“, was es für sie bedeute, wenn sie noch mehr Stoff lernen müssten. Die LSV forderte, sich von der Abschlussprüfung wegzubewegen und die Leistungen über den gesamten Zeitraum der Oberstufe zu bemessen.


Abitur sei nach wie vor anspruchsvoll


„Die Diskussion über das vermeintlich zu leichte Abi ist nicht neu und sie wird nicht gehaltvoller, wenn man sie immer wieder aufwärmt“, kritisierte Bildungsministerin Hubig. Das Abitur sei bei der Vielfalt der Wege und Chancen an den Schulen der höchste schulische Bildungsabschluss. „Und das Abitur zu erlangen ist nach wie vor anspruchsvoll.“ Standards und das angemessene Niveau der Abiturprüfungen würden regelmäßig überprüft. Ein zentraler Aufgabenpool, der allen Bundesländern für die schriftlichen Abiturprüfungen zur Verfügung stehe, sorge für Transparenz und mehr Vergleichbarkeit. Elemente aus diesem Pool werden in Rheinland-Pfalz seit 2017 für die Abi-Prüfungen in Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik genutzt. |dpa/lrs


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