RLP sagt Schulmobbing den Kampf an

Statement von LSV-Pressereferent Philipp Bodewing in der Rhein-Zeitung

Rheinland-Pfalz sagt Schulmobbing den Kampf an

Rheinland-Pfalz - In der Pause zeigt man ihnen die kalte Schulter, im Internet wird über sie hergezogen: Wenn Schüler gemobbt werden, wird der Schulalltag zur Hölle. In Rheinland-Pfalz sollen die Opfer jetzt mehr Hilfe bekommen.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Die Zahlen sind erschreckend: Jeder sechste Schüler ist nach Einschätzung von Experten ein Mobbingopfer. Kinder und Jugendliche werden gehänselt, ausgegrenzt und bloßgestellt. Bei den rheinland-pfälzischen Schulpsychologen melden sich immer mehr Eltern, deren Kinder unter Mobbing leiden. „Die Anmeldezahlen nehmen deutlich zu", sagt der Schulpsychologe Oliver Appel.

Vor allem das „Cyber-Mobbing" setzt den Schülern zu. Im Internet wird über Mitschüler hergezogen. Soziale Netzwerke wie „SchülerVZ" oder „Facebook" bieten die passende Plattform dafür. „Das ist sehr besorgniserregend", sorgt sich Appel, der die Präventionsarbeit auf Landesebene koordiniert. Anneliese Bodemar, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK), warnt: „Mobbing unter Schülern wird zu einem Massenphänomen." Bodemar weiter: „Viele Schüler gehen morgens mit Bauchweh zur Schule und haben Angst davor, was sie dort erwartet."

Um Mobbing den Kampf anzusagen, hat die TK mit dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium eine Kampagne gestartet. Schulklassen, Lehrer und Eltern in Rheinland-Pfalz wollen für ein besseres Lernklima sorgen. Dazu werden 1000 Anti-Mobbing-Koffer voll mit hilfreichen Informations- und Unterrichtsmaterialien ausgegeben. Vor allem Schüler der 5. bis 7. Klasse sollen etwa mit Rollenspielen lernen, respektvoll miteinander umzugehen. Das Motto der Aktion: „Mobbingfreie Schule".

Ein Ansatz, den Fachverbände noch nicht für ausreichend halten. Johannes Müller, Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE): „Durch Handy und Internet nimmt Mobbing ganz andere Ausmaße als früher an. Wir müssen daher dringend die Medienkompetenz in den Schulen stärken."

VBE-Geschäftsführer Hjalmar Brandt sieht zusätzliche Mängel in der derzeitigen Bildungsarbeit: „Der schulpsychologische Dienst darf nicht weiter so unterbesetzt bleiben." Und: „Schulsozialarbeiter sollten viel stärker auch in Grundschulen eingesetzt werden." Präventionsarbeit muss früh beginnen.

Klaus-Peter Hammer, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW, sieht nicht nur die Schulen, sondern auch die Eltern in der Pflicht: „Wenn Eltern ihre Kinder zu starken, stabilen Persönlichkeiten erziehen, können sie sich leichter gegen Mobbing wehren."

Wie das Selbstbewusstsein schwächerer Schüler beschädigt wird, erlebt Philipp Bodewing im Alltag. „In der Pause dürfen sie nicht im Kreis der Coolen stehen", beschreibt der Sprecher der Landesschülervertretung die Lage. „Oder es werden im Internet Lügen über Schüler verbreitet." In einem Fall merkte ein Mobbingopfer zunächst gar nicht, dass ein peinliches, gefälschtes Profil unter seinem Namen im Internet stand. Der Schock saß tief, als die Schülerin dies herausfand. Bodewings Wunsch: „Verbindungslehrer müssen feste Sprechstunden anbieten und sich offensiver als Gesprächspartner anbieten."

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